Es war ganz still in mir. Die Gedanken hatten aufgehört zu plappern. Zumindest für eine Weile. Ich fühlte mich tief verbunden mit Gott und Christus. Liebe kribbelte in meinem ganzen Körper.
Ich bat den Vater, mich auch heute mit seinem geistigen Brot zu beschenken. Dann wurde mir ein weißes seidenes Tuch gereicht. Der Vater legte es über meine ausgesteckten Hände. Es war federleicht und ich sah, wie Lichtpartikel aus dem Tuch herausflossen und zur Erde fielen. Ich blieb konzentriert und drängte die auftauchenden erklärenden Gedanken zurück.
Dann hielt ich auf einmal in meiner linken Hand eine große Eichel. Ich suchte einen geeigneten Platz und pflanzte die Eichel behutsam in die Erde. Glücksgefühle stiegen von der Eichel zu mir auf.
Ich begoss die Eichel mit den Lichtpartikeln aus dem weißen Seidentuch und augenblicklich begann der Baum zu keimen. Er durchbrach die Erde und wuchs in unglaublicher Geschwindigkeit zu einem ausgewachsenen Eichenbaum. Jahrhunderte waren zusammengerafft in wenige Augenblicke.
Ein Weltenbaum war gewachsen. Seine majestätische Krone breitete sich wie ein schützender Mantel um mich. Die Eiche strahlte Stärke, Wärme und hingebungsvollen Frieden aus. Dann öffnete der Stamm einen Spalt und lud mich ein, einzutreten.
Ich schlüpfte hinein und war nun in dem Baum. Ich sah, dass der Baum in sich eine menschliche Gestalt trug. Ich dehnte mich in diese menschliche Gestalt hinein und wartete. Es erschienen drei leuchtende Lichtkugeln über meinem Kopf, dann eine Lichtkugel unter meinen Füßen. Es entwickelten sich seitlich neben mir Lichtkugeln und eine in meinem Zentrum.
Jetzt erkannte ich die Struktur des Baum des Lebens um mich herum. Die Sphären leuchteten in verschiedenen Farben auf. Es begann mich im Uhrzeigersinn zu drehen. Immer schneller, wie die Pirouette eines Eiskunstläufers. Ich drehte mich mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass ein Trichter in mir entstand. Dann begann sich meine Aufmerksamkeit auf den Punkt unter mir zu richten, wo der Trichter seine Spitze zu haben schien. Ich kam wieder zum Stillstand.
Von dort, also von dieser Spitze des Trichters, stieg eine fließende Kraft auf, die mich so anhob, als würde ich gleich zu schweben beginnen. Ich war irgendwie der Welt enthoben. Diese Lichtkraft aus der Erde weitete sich in meinem ganzen Körper aus und erweckte die Kundalini. Wellenförmig, wie die Bewegungen einer Schlange, stieg die Energie durch meine Wirbelsäule und um sie herum nach oben.
Weit über meinem Kopf teilte sich die Lichtkraft wie ein Springbrunnen und fiel rings um mich herum wieder hinunter in die Erde. Ein Teil dieses Lichtstroms ging aber weiter nach oben und ich folgte diesem Weg. Ich wurde in eine andere geistige Ebene gehoben und ich betete zu Gott: „Ich bin bereit“.
Mein körperliches Gefühl hatte sich vollkommen aufgelöst. Ich fühlte überall die gleiche vibrierende Lebenskraft. Zwischen mir, dem Raum um mich herum und den anderen Objekten gab es keinen Unterschied mehr.
Ich begann zu spielen. Ich sah den rechteckigen Tisch vor mir. Zuerst ging ich mit der Handkante durch den Tisch hindurch. Es gab keine Widerstände. Dann drückte ich den Tisch zu einer quadratischen Form zusammen, dann dehnte ich ihn wieder in die Länge. Nun konzentrierte ich mich auf den kleinen Apfelbaum im Garten. Sanft zog ich ihn an den Ästchen in die Länge. Ich wünschte dem Baum ein gesundes üppiges Wachstum und möge er viele seiner süßen Äpfel gedeihen lassen. Ich ging zu meiner Clematis und ließ silbriges Licht und Liebe in ihre Adern fließen und erweckte sie zum Leben.
Ich atmete ein, als hätte ich eine Ewigkeit nicht mehr geatmet. Ich fühlte mich immer noch inmitten der vibrierenden Lebensenergie, konnte nur meine Körperform wieder begrenzter wahrnehmen.
Aus meinem Herzzentrum trat eine Lichtkugel hervor und blieb vor mir stehen. Sie begann sich zu teilen, aus zwei Zellen wurden vier, dann acht. Die Frucht des Lebens. Ich wurde an meinen Oberkiefer erinnert und begann die Frucht des Lebens mit dem Aufbau von Knochensubstanz, Zahnfleisch, Nerven- und Blutbahnen und allen notwendigen Verbindungen zu informieren.
Dann entstand der Gedanke eines Zweifels in mir, ob ich das jetzt richtig gemacht habe oder etwas Wichtiges vergessen hätte. Ich verband mich mit dem Schöpfer und bat ihn um Unterstützung. Ich sah, wie sich die Zellen weiterteilten und dachte noch einmal an mein Oberkiefer. Zutiefst dankte ich dem Vater für seine Hilfe, seine geistige Nahrung und seine tiefe Liebe.
Dann kam erneut ein tiefer Atemzug. Er brachte die Wahrnehmung der Festigkeit der Sitzfläche mit sich. Allmählich kam ich wieder im Hier und Jetzt an.
(BL)