Anthologie: Aus der Ur-Quelle

2. Regenbogen

Ich trat in meine Seele ein. Ich wusste, es gibt in meiner Seele die Sphäre des Erschaffens. Ich sah vor mir in weiter Entfernung eine helle Kugel. Ich ging auf sie zu und gleichzeitig kam die Lichtkugel zu mir heran. Ich stand vor ihr und wieder fühlte ich, dass sie durchlässig, weich und flexibel war. Ich ging also in sie hinein. Ich durchschritt ganz ohne Widerstand die Grenzen der Sphäre. Sie war sehr hell. Ich stellte mich in die Mitte der Sphäre und dort begannen Perlen aus kleinen Lichtsphären von unten aufzusteigen. Ich setzte mich, mit angezogenen Knien hin, legte meine Arme um meine Knie und den Kopf auf meine Knie und fühlte die Perlen durch mich hindurchgehen.

 

Als ich wieder aufschaute, sah ich ein Tor aus einem Regenbogen. Ich stand auf und trat vor das Tor. Der Regenbogen setzte sich unendlich fort. Es war ein Tunnel aus Regenbogen, der in seinem inneren hell und weich war, wie dichtes Licht. Der Tunnel führte vor mir gerade aus mit einem leichten Bogen nach oben. Ich sah ihn, bis er durch die Krümmung nach oben nicht mehr sichtbar war.

 

Ich wollte meine Schuhe vor dem Betreten des Tunnels ausziehen. Als ich meine Füße anschaute, bemerkte ich, dass ich barfuß war. Also wusch ich meine Füße, obwohl es kein Wasser gab. Ich reinigte ebenfalls meine Hände und ging nun einen Schritt hinein. Da fielen die Farben des Regenbogens in kleinen kurzen Lichtfäden herunter und gingen in meinen Körper hinein. Wie Lichtblitze durchdrangen sie meinen Körper. Es gab keine Widerstände oder Grenzen. Ich spürte jedoch die Punkte der Lichtblitze, wie man Geschmack wahrnimmt.

 

Gedanklich hielt ich nach einer Weile die Lichtfäden an. Die bunten Lichtfäden sammelten sich auf der Höhe meines Halses wie ein Kranz um mich herum.

 

Nach einer Weile ging ich einen Schritt weiter in den Regenbogentunnel und plötzlich war der Tunnel von einer hölzernen Tür versperrt. In der Mitte der Türe gab es ein großes Schlüsselloch. Das Schlüsselloch hatte eine sehr schöne Form. Es erinnerte mich an die symmetrische Form einer Pagode. Durch das Schlüsselloch drang das helle Licht aus dem Regenbogentunnel. Aber ich wagte nicht, hindurchzusehen.

 

Ich legte meine rechte Hand auf das Schlüsselloch. Es geschah nichts. Dann legte ich meine linke Hand auf das Schlüsselloch und ich sah einen sehr langen wolkenähnlichen Lichtstrom von links kommend. Dieser Lichtstrom war durch eine schwarze zackige, unregelmäßige Linie in alle Richtungen in der Mitte geteilt. Sie störte die Verbindung des umgebenden Lichtes.

 

Ich wusste, dass das meine Vergangenheit ist. Sie trennte, oder durchbrach das Licht auf eine bestimmte Weise. Ich bat um Hilfe. Was sollte ich damit machen? Die Hilfe kam.

 

Ich verband mich mit dem Sternenbild Schild und dem Stern Delta Schild und ließ den reflektierten Strahl des Sonnenstrahls auf die gezackte Linie strömen. Die gezackte Linie begann sich langsam aufzuhellen. Aus schwarz wurde grau, dann braun, dann beige, dann sandfarben und zuletzt verschwand sie vollständig. Das Licht war wieder verbunden. Die Wunden waren geheilt.

 

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Platz im Regenbogentunnel. Die Türe mit dem Schlüsselloch war verschwunden. Stattdessen erschien an der rechten Tunnelseite eine Felswand mit Bildern von Tieren aus alten Höhlenmalereien. Dann verblasste das Bild und ich kam zurück in meinen Körper, ins Hier und Jetzt.

 

BL